Lipowsky 1811

Grätz, (Joseph): Grätz, (Joseph), Königl. baierischer Hofklaviermeister zu München, wurde den 2. Dezember 1760 zu Voheburg (jetzt im Oberdonau -- Kreise) geboren. Den Grund zu seiner wissenschaftlichen und musikalischen Bildung legte er in der Abtei Rohr, unweit Abensberg, und kam dann als Organist der Jesuitenkirche in das Seminar nach Ingolstadt, wo er die untern Schulen studirte, Rhetorik, Logik und Physik aber in Neuburg an der Donau hörte, woselbst er ebenfalls als Organist in dem Seminar aufgenommen wurde. Hierauf besuchte er die hohe Schule zu Ingolstadt, war daselbst als Organist an der Pfarrkirche zum heil. Moritz angestellt, und widmete sich drei Jahre den Rechtswissenschaften, dann ein Jahr der gerichtlichen Praxis beim damaligen Landgerichte Voheburg. Seine Neigung zur Tonkunst, sein Eifer und seine dringende Begierde die Komposition zu erlernen, bewog ihn der Rechtsgelehrtheit zu entsagen, und sich ganz der Musik zu weihen. Er begab sich daher nach Salzburg, wo er bei Michael Haydn Unterricht im Kontrapunkte und der musikalischen Komposition nahm, dann aber nach Venedig reiste, und dort beim Kapellmeister di Santo Marco, dem berühmten Bertoni seine höhere Ausbildung erhielt. Nun besuchte er die vornehmsten Städte Italiens, als Padua, Vicenza, Verona u. s. w. sah dort die schönsten Opern, wohnte den beßten Musiken bei, bildete so seinen Geschmack, und kehrte dann in sein Vaterland Baiern zurücke, wo er 1788 als Hofklaviermeister und Lehrer der Tonkunst angestellt wurde. Grätz hat in der Komposition viele vortreffliche Subjekte gebildet, worunter sich der nunmehr gestorbene Königl. b. Musikdirektor Karl Cannabich, der Abbe Joseph Ladurner, David Hofmann, aus Moskau gebürtig, und dermal in Paris, der Klaviermeister Lauska, der Klaviermeister Ett, die Königl. Hofmusiker Joh. Bapt. Moralt und Karl Neuner etc. besonders auszeichnen. Man enthält sich hier von diesem großen Künstler, der sich besonders gründliche und gelehrte Einsichten in der Musik und die Tonsetzkunst zu erwerben wußte, jenes Lob zu wiederholen, das er bereits überall erhielt, und das er verdient, und will daher nur das anführen, was die Musik Zeitung von Leipzig Jahrg. V. 1802--1803 S. 277. Nro. 16. von ihm enthält: Klaviermeister Grätz, (Joseph), ein Schüler des würdigen Haydn und Bertoni, ein Mann, der mit ächtem Kunstgefühle in die tiefsten Geheimnisse der Harmonie dringt, der durch seine viele, aber noch nicht öffentlich bekannten Werke als ein tiefer Contrapunktist sich kennbar gemacht hat. Unter seine vorzüglichern Arbeiten gehören: mehrere Messen, im wahren, edlen Kirchenstile verfaßt; ein Oratorium: der Tod Jesu, mit Poesie von Schubert, die voll Sinn, Geist und Ausdruck ist; das Gespenst mit der Trommel, eine Operette in zwei Aufzügen. Der schlechten Poesie allein muß man es zuschreiben, daß die verdienstliche Arbeit des Künstlers weniger gewürdiget worden, als sie es in den Augen eines jeden Kenners allerdings verdiente. -- Adelhaid von Veltheim, eine große Oper in drei Aufzügen, die Poesie von Großman. Sie hat den einzigen Fehler an sich, daß sie wegen den äusserst schön gesetzten Singstimmen nur für äusserst wenige Theater geeignet ist.