Eisenberg 1903

Kernic Beatrix, geboren am 2. September 1870 in Glina. Tochter eines Stadtnotars, der als Offizier Adjutant des Erzherzogs Josef war. Schon als Kind wurde sie von ihrem Großvater, Kapellmeister J. Wendel, zur Bühnenkarriere bestimmt. Er erteilte ihr, als sie vier Jahre alt war, bereits Klavierunterricht und frühzeitig begann K. auch mit dem Gesangsstudium. Nachdem sie ihre erste diesbezügliche Unterweisung in Agram genossen hatte, kam sie 1889 ans Wiener Konservatorium, wo sie namentlich von Professor Reß ausgebildet wurde. Die Bühne betrat sie im September 1892 in Breslau als "Siebel" in "Faust" und wurde noch im selben Jahre am Stadttheater in Leipzig engagiert (Antrittsrolle "Ännchen" im "Freischütz"). Dort wirkte die Künstlerin bis 1897, in welchem Jahre sie in den Verband des Münchner Hoftheaters trat (Antrittsrolle "Rose Friquet"), wo sie noch heute mit Auszeichnung wirkt. Im Jahre 1899 wurde sie mit der Zuteilung der Partie der "Eva" bei den Bayreuther Festspielen betraut, nach einem hingebenden Studium dieser Rolle mit Frau Cosima Wagner. Sie errang mit dieser Leistung einen sehr beachtenswerten Erfolg und wurde als das beste "Evchen" bezeichnet, das damals in Deutschland zu finden sein mochte. Man rühmte ihre hervorragende stimmliche Veranlagung und anerkannte in Worten größten Lobes ihr frisches, lebendiges und den gegebenen Situationen sich stets anpassendes Spiel. Sie entfaltet überhaupt, mächtig unterstütz von ihrer leuchtenden, voluminösen Stimme, in der Wiedergabe ihrer Partien eine tiefgehende, ins Große gehaltene Empfindung, echt in jedem Zug, jede leiseste Schattierung vom richtigen musikalischen Instinkte eingegeben. Von ihren Leistungen, seien besonders erwähnt: "Gretl", "Nedda", "Mignon", "Marie" ("Zar und Zimmermann", "Waffenschmied"), "Zerline" ("Don Juan" und "Fra Diavolo").