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Lang, Franz (Franciscus), SJ, * nach 6. September 1654 Bad Aibling, † 5. Oktober 1725 München, Autor, Regisseur, Theatertheoretiker

1   Biographie

1.1   Forschungsstand

Langs Biographie ist durch die Forschung weitgehend erschlossen (Kindig 1965, 27-34 und 179; Engle 1968, 37-46; Rudin 1975, 313-322). Als Namensvarianten erscheinen die lateinische Namensform Franciscus (in sämtlichen lateinischen Werken) sowie Franciscus Andreas (in der Münchener Matrikel und in Besetzungslisten der Münchener Theaterprogramme, vgl. Kindig 1965, 30). Das Geburtsdatum ist nicht gesichert: Im Catalogus personarum verschiedener Jahre erscheint der 7. September (BSA, Jesuitica 410, 423, 428, 434), während der Nekrolog in den Annuae Litterae von 1725 den 8. September nennt (BSA, Jesuitica 123, fol. 34), also das Fest Mariä Geburt. Kindig vermutet, dass das Geburtsdatum im Nachruf verändert wurde, um Langs spätere Marienfrömmigkeit als Folge höherer Fügung erscheinen zu lassen (Kindig 1965, 30). Die Münchener Matrikel von 1670/1671 schließlich gibt den 6. September als Geburtsdatum an (Leitschuh 1970, 203, Nr. 66). Das Aiblinger Kirchenbuch belegt Langs Taufe am 8. September 1654. Langs Vater Jakob Andreas war Gastwirt und Bürgermeister in Aibling; seine Mutter Katharina hatte noch mindestens zwei Töchter (Albrecht 1956) sowie zwei weitere Söhne, die wie Franz auf das Münchener Jesuitengymnasium gingen (Leitschuh 1970, 1657/1658, Nr. 50 und 51).

1.2   Zeittafel

2   Werke

Lang gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der spätbarocken Jesuitendramatik. Innerhalb von 30 Jahren hat er etwa 120 eigene Produktionen auf die Schulbühne gebracht und als Summe seiner Erfahrungen schließlich ein Lehrbuch der Schauspielkunst verfasst.

2.1   Fastenmeditationen (Considerationes) mit erhaltenen Musikbeilagen

Bei den Considerationes handelt es sich um Andachtsübungen für die Mitglieder der Großen Marianischen Kongregation, die zwischen 1694 und 1706 in der Fastenzeit aufgeführt wurden.

Dieses Werk setzt sich aus kurzen Erbauungsszenen zusammen und ist als Hilfsmittel für all diejenigen gedacht, deren Einbildungskraft und Phantasie nicht stark genug ist, um sich an den nüchternen, im Exerzitienbüchlein enthaltenen Beschreibungen der Höllenqualen oder der Leiden des Erlösers zu entzünden. Die Meditationen sind also im Grunde nichts anderes als auf die Bühne transponierte Exerzitien des Ignatius. Ihr Zweck ist, die Seele des Betrachters zu läutern und sie für die Anfechtungen des bösen Geistes zu wappnen. (Kindig 1965, Zusammenfassung am Ende, ohne Seitenzahl).

Innerhalb der Lateinischen Kongregation war es in München üblich, an den Sonntagen der Fastenzeit ein- bis eineinhalbstündige musikdramatische Theaterstücke aufzuführen. Ihre Texte stammen meist von den jeweiligen Präsides der Kongregation, die Musik vornehmlich von Münchner Hofmusikern und von Kirchenmusikern, die für die Jesuiten im bayerischen Raum tätig waren. Als Protagonisten wirkten die Schüler des Gymnasiums unentgeltlich mit. Franz Neumayers Entwurff marianischer Andacht ist zu entnehmen, dass zusätzlich benötigtes Personal und die Kosten für die Ausstattung der Theaterveranstaltungen von den Mitgliedern der Marianischen Kongregation finanziert wurden. Jede Bühnenmeditation ist nur zur einmaligen Aufführung bestimmt. (Sammer 1994, 12).

Die folgenden drei Sammlungen sind in einem zusammengebundenen Textteil (BSB, E-Slg. 4 Bavar. 2185) und in diversen Stimmheften (BSB, Mikrofilme 4 Mus. pr. 28-1 ff.) überliefert. Das Notenmaterial umfasst Sing- und Instrumentalstimmen, in der Regel wird dabei ein geringfügig erweitertes Streicherensemble verwendet. In den Vorworten der Stimmhefte sind die Komponisten der einzelnen Meditationen genannt, die im folgenden aufgeführt werden (vgl. auch Eitner 1902; Zentner 1960). Die genauen Aufführungsdaten der einzelnen Meditationen sind nicht überliefert. Trotz der bereits vorliegenden Forschungsbeiträge sind die Bestände bisher nicht im Einzelnen erschlossen; ein Editionsprojekt des Jocus serius mit der Musik von Rupertus Ignatius Mayr ist in Vorbereitung (Erlach 2005).

2.1.1   Theatrum affectuum humanorum, sive considerationes morales ad scenam accomodatae [...], Monachii 1717

Titel der MeditationKomponist
Daemonium MutumFloridus Ott
Amor ParricidaJosephus Antonius Bernabei
Lilium in solitudineJoannes Andreas Rauscher
Ex Morte VitaRupertus Ignatius Mayr
Amarum, sed salubreRupertus Ignatius Mayr
Jocus seriusRupertus Ignatius Mayr
Canis ad VomitumRupertus Ignatius Mayr
Vitis putataRupertus Ignatius Mayr
Echo Patientis innocentiaeRupertus Ignatius Mayr
Par ImparRupertus Ignatius Mayr
Sacra VenatioDominicus Deichel
Arboris infacundae ExcidiumFranciscus Mathias Delaman
Corvus AulicusRupertus Ignatius Mayr
Corvus DeplumatusRupertus Ignatius Mayr
Cor unum, & Anima unaRupertus Ignatius Mayr
Infortunium FortunatumRupertus Ignatius Mayr
Tormentum post MomentumMelchior Dürr
Schola PoenitentiaeAntonius Deichel
Luctus Mundi, Gaudium CaeliJudas Thaddaeus Holl

2.1.2   Theatrum solitudinis asceticae, sive doctrinae morales per considerationes melodicas ad normam S. Exercitiorum S. P. Ignatii compositae [...], Monachii 1717

Titel der MeditationKomponist
De ultimo Fine HominisRupertus Ignatius Mayr
Fructus Peccati, Mors AnimaeRupertus Ignatius Mayr
Fructus Peccati, Jactura Bonorum temporaliumJoannes Andreas Rauscher
Fructus Peccati, Jactura vitae temporalisJosephus Antonius Bernabei
Porta AeternitatisRupertus Ignatius Mayr
Speculum VanitatisJoannes Christophorus Pez
Bivium AeternitatisJoannes Andreas Rauscher
Felix Nox, sive Consideratio AeternitatisRupertus Ignatius Mayr
Magìs & Minùs. De JudicioDominicus Deichel
Semper & Nunquam. De InfernoRupertus Ignatius Mayr
Modicum & MalumJoannes Andreas Rauscher
Antithesis MortualisRupertus Ignatius Mayr
Thesaurus Absconditus. De Regno ChristiRupertus Ignatius Mayr
Quies in MotuRupertus Ignatius Mayr
Malacia post TempestatemRupertus Ignatius Mayr
Lucerna sub ModioJosephus Antonius Bernabei
Vexillum LuciferiJoannes Gregorius Steingriebler
Vexillum ChristiJoannes Paulus Weiss
Caelum in terrisRupertus Ignatius Mayr
Orator RedivivusJosephus Antonius Bernabei
Pretium Sanguinis sine PretioRupertus Ignatius Mayr
Nemo sine CruceRupertus Ignatius Mayr
Magnes AmorisRupertus Ignatius Mayr
Phoenix RedivivusMarianus Praunsberger
Abdolonymus ChristianusJoannes Christophorus Pez
Florilegium AmorisJudas Thaddaeus Holl

2.1.3   Theatrum doloris et amoris, sive considerationes mysteriorum Christi patientis, et Mariae matris dolorosae sub cruce condolentis filio piis affectibus conceptae [...], Monachii 1717

Die Musik zu sämtlichen 22 Meditationen dieser Sammlung stammt von Franciscus Mathias Delaman.

2.2   Sonstige gedruckte Werke

2.2.1   Lang, Franciscus: Meditationes congregationis B. Mariae Virginis, 1705

Belegt bei Sommervogel 1903, 1478, sonst unerforscht.

2.2.2   Lang, Franciscus: Epistolae Familiares ad Amicos, et notos scriptae, Monachii 1725

Die Sammlung enthält 200 undatierte Briefe Langs an unterschiedliche Adressaten. Das Werk genoss große Verbreitung, weitere Auflagen erschienen 1746, 1747, 1753 und 1766 (Rudin 1975, 334; Sommervogel 1903, 1479). Die Briefe behandeln hauptsächlich moralisch-theologische Fragen, selten auch Themen im Umkreis von Theater und Musik.

2.2.3   Lang, Franciscus: Dissertatio de actione scenica, cum Figuris eandem explicantibus, et Observationibus quibusdam de arte comica, Monachii 1727

Langs theatertheoretisches Werk, inzwischen leicht zugänglich durch die faksimilierte und übersetzte Ausgabe von Alexander Rudin (Rudin 1975).

Langs wichtigster Grundsatz ist die dem gesprochenen Wort dienende Funktion von Gestik, Mimik und Bühnenaktion. Gegen künstlich und pathetisch vorgetragene Rhetorik fordert er die natürliche Sprech- und Bewegungsweise, die es freilich erst durch Einübung eines Repertoires konventioneller Gebärden zu begründen gelte. An der Praxis orientiert, beruft sich Lang zwar auf Aristoteles, Cicero, Quintilian sowie auf die frühen Jesuitendramatiker, setzt sich aber über traditionelle Dramenregeln hinweg und nennt als Gewährsmann dafür Bidermann. (Wichert 1982, 532).

Richtige Körperhaltung zum Ausdruck des Affekts der Trauer,
Quelle: Lang: Dissertatio de astione scenica

2.2.4   Periochen (Handzettel mit Inhaltsangaben) zu Theaterstücken von Franciscus Lang (nach Rudin 1975, 333f.)

SSS Archus, Herenneus, et Quadranus. Nobiles Angli ob Fidem Christianam Patriâ Exules, propè Ingolstadium in Bavaria Prodigijs Illustres. [...] Glickseeliges Elend Der Dreyen Heyligen Archi/ Herennei/ und Quadrani/ Welche von deß Catholischen Glaubens wegen Auß Engelland Vertriben Zu Oettingen bey Ingolstatt in bayern mit herrlichen Wunderzeichen leichten. [...] Ingolstadt 1679.
Vera Felicitas In S. Felicitate. [...] Frewdenvoller Schmertz/ Und Recht Mütterliches Hertz/ Der heiligen Christlichen Blutzeugin Felicitas. [...] München 1688.
Erkembaldus Brabantiae Dux Filialis Imbrobitatis Iustus, sed severus ultor. Gerechte doch strenge Züchtigung/ Mit welcher Erkembaldus, ein Hertzog aus Brabant die sträffliche Sitten in seinem angewünschten Sohn abgestraffet. [...] München 1690.
Victrix in Bello Pietas Alphonsi I. Regis Portugalliae. Sigreiche Gottseeligkeit Alphonsi I. Königs in Portugall. [...] München 1692.
Praemium Angelici Cultus Victoria Ferdinando Antolino collata [...]. Sig-bringende Widergeltung Der gegen dem H. Schutz-Engel Von Ferdinando Antolino Tragender Andacht [...] München 1694.
Via Mirabilis Divinae Providentiae Qua olim Nobilem in Germania Juvenem ad meliora deduxit. [...] Wunderbarlicher Weeg Der Göttlichen Vorsichtigkeit Auff welchen sie einstens einen Edlen Jüngling in Teutschland zu seinem Heyl geführet hat. [...] Dillingen 1696.
Pastor Jubilaeus, Ovili Mariano Propositus [...]. München 1704.

2.3   Handschriftlich überlieferte Werke

2.3.1   Compositiones Rhetoricae P. Fr. Lang S.J. (BSB, Clm 9242-45)

Die vier Bände, angefertigt von Haid mit einzelnen Korrekturen von Lang, enthalten die ohne Musik überlieferte Theaterproduktion Langs in drei Kategorien:

Die Bestände sind noch nicht vollständig erschlossen, stellen für die Untersuchung von Langs Œuvre dennoch eine bedeutende Quelle dar. Deren Erschließung könnte für weitere Editions- und Forschungsprojekte lohnenswert sein.

2.3.2   Index in opera Francisci Lang (BSB, Clm 9245a)

Die Handschrift enthält u.a. eine Liste der Theaterstücke Langs, eine zehnseitige Abhandlung De principio primo affectuum movendorum mit sehr vielen Korrekturen, zwei mit Dialogus überschriebene Texte (Occasio discursûs, et totius operis und De Lectione et Annotatione, quomodo haec facienda) sowie einige Argumenta pro actione autumnali.

2.4   Chronologische Auflistung der Theater- und Übungsstücke Langs

(nach Kindig 1965, 180-185)

TitelStücktypAufführungsortAufführungsdatum
Planetae orto soli obsequiosiDeclamatioIngolstadtWeihnachten 1678
Hinnulus AllegoricusExerciciumIngolstadtFastenzeit 1679
Alphabetum MundiCarmenIngolstadtOstern 1679
Constantinopolis â S. Spiritu desertaDeclamatioIngolstadtPfingsten 1679
Exules Anglicani Bavariae indigetesL. Aut.IngolstadtSeptember 1679
Fallacia Mundi detectaExerciciumIngolstadtWeihnachten 1679
Exilium ApollinisDeclamatioAugsburgWeihnachten 1679
Julianus desperansExerciciumAugsburgFastenzeit 1680
Mors triumphataDeclamatioAugsburgOstern 1680
Pia desideria ad Christum EucharisticumCarmenAugsburgFronleichnam 1680
Christus perditus et inventusExerciciumAugsburgWeihnachten 1680
Deo Homini Pacificatori in terra natoCarmenAugsburgWeihnachten 1680
Dolus bonusPromulgatioIngolstadt1683
Oleum PoetarumDeclamatioEichstättSt. Katharina 1684
Vita Christi privataExerciciumEichstättJanuar 1685
Theonarchus Amor PatiensExerciciumEichstättFastenzeit 1685
Daemon PatibulariusL. Aut.EichstättHerbst 1685
Judicium PorphyrianumDeclamatioEichstättSt. Katharina 1685
Testamentum XaverianumPromulgatioEichstättDezember 1685
Peregrinatio BethlehemiticaDeclamatioEichstättWeihnachten 1685
Pilatus deliberansDeclamatioEichstättOstern 1686
S. Franciscus Xaverius Indiarum ApostolusDeclamatioBurghausen3. Dezember 1686
Orbis terrarum accusatus et defensuso.A.BurghausenJanuar 1687
Vox Justitiae clamantis VindictamCarmenBurghausenJanuar 1687
Catharina sponsa sanguinumDeclamatioMünchenSt. Katharina 1687
Conspiratio HerodianaDeclamatioMünchenWeihnachten 1687
Pilatus exulDeclamatioMünchenOstern 1688
S. Felicitas MartyrL. Aut.MünchenSeptember 1688
BojonarchusDramaMünchenHerbst 1689
Maria Patrona BavariaeCarmenMünchenHerbst 1689
Longinus Christi Anastasis vindexDeclamatioMünchenOstern 1690
ErkembaldusL. Aut.MünchenSeptember 1690
Palma triumphalisActioMünchen1690
Legatio AngelicaPromulgatioMünchen1691
Felix CasusDramaMünchenKarneval 1691
Vindiciae exequialesDeclamatioMünchenSt. Katharina 1691
Asinus ad praesepeDeclamatioMünchenWeihnachten 1691
Eloquentia sacra et profanaExerciciumMünchen1692
Hortus RhetoricusExerciciumMünchen1692
Lucta carnis et spiritusExerciciumMünchenFastenzeit 1692
Justinus Philosophus, Philosophorum magisterDeclamatioMünchenPfingsten 1692
Alphonsus Rex LusitaniaeL. Aut.MünchenSeptember 1692
Martinalia MarianaPromulgatioMünchenSt. Martin 1692
Usus praesepiorum in EcclesiaDeclamatioMünchenWeihnachten 1692
Hospes Austriacuso.A.wahrscheinlich Münchenwahrscheinlich 1692
Mors magistra vitaePromulgatioMünchen1693
Hodoeoporicon JerosolymitanumDeclamatioMünchenOstern 1693
Synteresis sanataPromulgatioMünchenNovember 1693
Divinatio Oratoria de recuperando D. Catharinae sepulchroDeclamatioMünchenSt. Katharina 1693
Lyra sacraExerciciumMünchen1694
Elisa et AndronicusExerciciumMünchenFastenzeit 1694
Jesus et Maria, Rex et Regina MartyrumDeclamatioMünchenOstern 1694
Reliquiae EucharisticaePromulgatioMünchenFronleichnam 1694
AntolinusL. Aut.MünchenSeptember 1694
AustregisilusPromulgatioMünchen1695
Via mirabilis divinae ProvidentiaeL. Aut.DillingenSeptember 1696
Columba seducta et reductaPromulgatioMünchen1697
Nundinae MarianaePromulgatioMünchen12. Januar 1698
Fructus Virtutis ImmoratalitasPromulgatioMünchenJanuar 1700
EuthanasiaPromulgatioMünchen1701
Hospites BoiciExerciciumMünchen13. Juni 1701
Bojonarchi erga Beatam Virginem PietasPromulgatioMünchen15. Januar 1702
GratianusPromulgatioMünchen1703
Pastor Jubilaeus Olivi Mariano PropositusPromulgatioMünchen27. Januar 1704
Sophronius Hierosolymorum PatriarchaPromulgatioMünchen1705
Grimaldus Amoris victimao.A.Müncheno.J.

3   Beurteilung Langs in der Forschungsliteratur

Suchte um die Mitte des 17. Jahrhunderts die Bühne der Societas Jesuihre Stellung gegenüber der galanten, tändelnden Muse des Hoftheaters zu behaupten, so spielte sie zur Zeit Franz Langs bereits eine untergeordnete Rolle. Damals hatte sie keine andere Funktion mehr, als einem geschlossenen Kreis von Eltern und Familienangehörigen, die ihre Sprößlinge einmal auf dem Kothurn einherschreiten sehen wollten, erbauliche Unterhaltung zu bieten. Franz Lang hat sein ganzes Leben in den Dienst der Jugend gestellt und diese mit viel Verständnis und pädagogischem Einfühlungsvermögen auf ihre zukünftige Laufbahn vorbereitet. (Kindig 1965, Zusammenfassung am Ende, ohne Seitenzahl)

From Lang’s Dissertation, letters, and life it is apparent that he was devoted to the theatre. [...] Lang is evidence that dramatic activity was a vital part of the Jesuit school curriculum for the purpose of education, religious propaganda, and artistic accomplishment. Lang took a professional attitude toward his work and we learn from his advice to the beginning actor that the fundamental problems of teaching acting were then basically the same as today. (Engle 1968, 76)

Seine großen Herbstdramen unterscheiden sich in ihrer dramaturgischen Struktur nicht von den Produkten, welche die Rhetorikprofessoren anderer Kollegien in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts alljährlich zur Prämienverleihung auf die Schulbühne brachten. Die Stücke beginnen ausnahmslos mit einem musikalischen Prolog, den allegorische Personen singen. Sie haben sämtlich drei Akte bzw. Aufzüge, jeder von einem musikalischen Chorus abgeschlossen, in dem gleichfalls Allegorien auftreten; der letzte Chorus bildet den Epilog. [...] Ungleich mehr poetische Originalität und theatralische Phantasie bewies er mit den Bühnendichtungen, die nicht in der Aula des Gymnasiums, sondern im Oratorium der Großen Marianischen Kongregation [...] gespielt wurden. Davon zeugen neben den Promulgationsstücken vor allem die Considerationes. Die im Theatrum Solitudinis Asceticae vereinigten Konsiderationen gliedern sich zumeist in ein Instrumentalstück als Ouvertüre, ein Vorspiel, drei Auftritte und eine Conclusio genannte Schlußszene; der Text ist auf Rezitative, Arien und Duette verteilt.

Partiturseite (Continuo-Stimmbuch),
Quelle: Lang: Theatrum solitudinis asceticae

Die Meditationen des Theatrum Affectuum Humanorum bestehen dagegen aus gesprochenen Dialogen mit eingeschobenen Gesangsstücken. Die Komponisten verwandten durchweg die Orgel des Oratoriums als Generalbaßinstrument und schrieben, da Schüler oder junge Studenten als Sänger agierten, nur Sopran- Alt- und Tenorpartien. (Rudin 1975, 317ff.)

Titelkupfer,
Quelle: Lang: Theatrum Affectuum Humanorum

Lang ist der wichtigste Vertreter der Spätphase des süddeutschen Jesuitentheaters. Nachdem dieses durch die unterhaltsamere ital. Bühne beeinflußt und schließlich am Münchner Hof verdrängt war, versuchte Lang, dem Niveauverfall durch Rückkehr zu den religiösen und erzieherischen Ausgangszielen entgegenzuwirken. Die Schaulust ordnete er wieder der Vermittlung christlicher Tugenden unter. [...] Aufsehen erregte das Drama ‚Erkembaldus’, in dem der König seinen Sohn tötet, weil sich dieser an einem Mädchen vergriffen hat. Lang, der damit den höfischen Lebensstil und die Auffassung von der unbeschränkten Freiheit des Fürsten angreift, wurde deshalb offiziell kritisiert. [...] Die Bedeutung der Werke Langs liegt weniger in ihrer Originalität als in ihrer umfassenden Rezeption jesuitischer Traditionen. (Wichert 1982, 532)

Um etwaige Bedenken auszuräumen, die sich auf den Umstand beziehen könnten, daß die geistlichen Betrachtungen durch die szenische Bearbeitung profaniert würden, argumentiert Lang mit der besonderen herzrührenden Wirkung der Musik, die man bedenkenlos für geistliche Ziele einsetzen dürfe. Lang verteidigt hier die Musik mit denselben Argumenten, mit denen einst Augustinus und Hieronymus den Christen die Umfunktionierung der heidnischen Beredsamkeit für ihre geistlichen und polemischen Zwecke empfohlen hatten [...]. Der größere Reiz einer szenischen Darbietung im Vergleich mit der Lektüre des Textes bestand Lang zufolge im sinnlich komplexen, allerdings ephemeren Gesamteindruck. Habe der Zuschauer vielleicht einmal auf die Rede nicht genügend acht gegeben, entschädigten ihn dafür die zu den Worten passende ‚Eurythmie’ und die Gewandtheit der ausübenden Künstler. Umgekehrt erhöht die sinnliche Darbietung auch den Wert des Textes. (Bauer 1994, 231f.)

4   Archivalische Quellen

Catalogus personarum et officiorum Provinciae Superioris Germaniae, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BSA), Jesuitica 410-476.
Diarium gymnasii S. J. Monachensis, Bayerische Staatsbibliothek München (BSB), Clm 1551-1552.
Liber Baptizorum Ayblingae sub anno 1631 usque ad annum 1664 incl. cum indice, Pfarrkirchenamt Aibling.
Litterae annuae 1723-26, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BSA), Jesuitica 123.
Notae Censoris in considerationes morales P. Fr. Lang S. J., Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BSA), Jesuitica 862.

5   Forschungsliteratur

Albrecht, Jakob: Ein Aiblinger Bühnendichter der Barockzeit (Franz Lang S. J.). In: Der Mangfallgau 1, 1956, 83f.
Bauer, Barbara: Das Bild als Argument. Emblematische Kulissen in den Bühnenmeditationen Franciscus Langs. In: Archiv für Kulturgeschichte 64, 1982, 79-170.
Bauer, Barbara: Multimediales Theater. Ansätze zu einer Poetik der Synästhesie bei den Jesuiten. In: Plett, H. F. (Hg.): Renaissance-Poetik, Berlin/ New York 1994, 197-238.
Eitner, Robert: Biographisch-Bibliographisches Quellen-Lexikon 6, Leipzig 1902.
Engle, Ronald Gene: Franz Lang and the Jesuit Stage, Diss. Illinois 1968.
Erlach, Thomas: Unterhaltung und Belehrung im Jesuitentheater um 1700. Untersuchungen zu Musik, Text und Kontext ausgewählter Stücke, Diss. Dortmund (Druck in Vorbereitung für 2005).
Kindig, Werner: Franz Lang. Ein Jesuiten-Dramatiker, Diss. Graz 1965.
Koch, Ludwig: Art. Lang, Franz. In: Jesuiten-Lexikon. Die Gesellschaft Jesu einst und jetzt, Paderborn 1934, 1074f.
Lang, Franz: Abhandlung über die Schauspielkunst. Übersetzt und herausgegeben von Alexander Rudin, Bern 1975.
Leitschuh, Max: Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München 1, München 1970.
Reinhardstöttner, Karl von: Zur Geschichte des Jesuitendramas in München. In: Jahrbuch für Münchener Geschichte 3, 1889, 53-176.
Sammer, Marianne: Die Fastenmeditation. Gattungstheoretische Grundlegung und kulturgeschichtlicher Kontext, München 1996 (Kulturgeschichtliche Forschungen 22).
Sammer, Marianne: Eine Art geistliche Oper. Die musikdramatischen Fastenmeditationen der Münchener Jesuiten im 18. Jahrhundert. In: Literatur in Bayern 38, 1994, 11-22.
Scheid, Nikolaus: P. Fr. Langs Büchlein über die Schauspielkunst. Ein Beitrag zur Jesuitendramatik. In: Euphorion 8, 1901, 57-67.
Sommervogel, Carlos: Bibliothèque de la Compagnie de Jésus. Première partie : Bibliographie, par les Pères Augustin et Aloys de Backer 4, Bruxelles 1903.
Wichert, Adalbert: Art. Lang, Franz. In: Neue Deutsche Biographgie, Bd. 13, Berlin 1982, 531f.
Zentner, Wilhelm: Artikel Lang, Franz. In: MGG1 8, 1960, 175f.

6   Basisliteratur zum Jesuitentheater

Flemming, Willi: Geschichte des Jesuitentheaters in den Landen deutscher Zunge. Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 32, Berlin 1923.
Szarota, Elida Maria (Hg.): Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet. Eine Periochen- Edition. Texte und Kommentare 1-4, München 1979-1987.
Valentin, Jean-Marie: Le Théâtre des Jésuites dans les Pays de Langue Allemande. Répertoire chronologique des Pièces représentées et des Documents conservés 1-2. Hirsemanns bibliographische Handbücher 3, Stuttgart 1983/1984.
Valentin, Jean-Marie: Les jésuites et le théâtre 1554 – 1680. Contribution à l'histoire culturelle du monde catholique dans le Saint-Empire romain germanique, Paris 2001.
Wimmer, Ruprecht: Jesuitentheater. Didaktik und Fest; das Exemplum des ägyptischen Joseph auf den deutschen Bühnen der Gesellschaft Jesu, Frankfurt am Main 1982.
Wimmer, Ruprecht: Neuere Forschungen zum Jesuitentheater des deutschen Sprachbereiches. Ein Bericht (1945-1982). In: Daphnis 12, 1983, 585-692.