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Pustet, Friedrich, * 25. Februar 1798 Hals (heute Passau), † 6. März 1882 München, Musikverleger, Liturgieverleger

1   Herkunft und erste Arbeitserfahrung

Friedrich Pustet wurde am 25. Februar 1798 als ältester Sohn des Buchbinders und Schulbücherverlegers Anton Pustet und seiner Frau Anna Maria in Hals bei Passau geboren. 1799 zogen die Eltern nach St. Nikola, das damals wie Hals noch außerhalb der Stadt Passau lag. Dort besuchte Friedrich in den Jahren 1805-1807 die Pfarrschule; es war der einzige öffentliche Unterricht seines ganzen Lebens (Otto Denk, Friedrich Pustet, Vater und Sohn, Regensburg 1904, S. 9). Aufgrund der schwierigen Umstände, die nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1803 und durch die Kriegszeit seine Familie belasteten, war an eine weitere Schulausbildung nicht zu denken. Im Jahre 1807 ging Friedrich Pustet nach Stadtamhof und fand dort Arbeit beim Buchbinder Joseph Eggensperger. Bei ihm blieb er bis zum April 1809, als Napoleons Truppen Regensburg erstürmten und die Österreicher Stadtamhof in Brand schossen. Auch Eggenspergers Haus brannte nieder; er musste Pustet entlassen. Dieser kehrte zu seiner Mutter zurück und war in der Folge als Geschäftsführer in ihrem Bücherverlag tätig.

2   Verlagstätigkeit in Passau

Im Jahre 1812 schloss Friedrich Pustet einen Vertrag, der ihm die Lieferung aller neuen Steuerbücher für den Unterdonaukreis, das heutige Niederbayern, übertrug. 1817 gliederte er dem Betrieb einen Papierhandel an. Schließlich beantragte Anna Maria Pustet am 18. April 1819 beim Magistrat der Stadt Passau die Erweiterung ihrer bisherigen Bücherverlags Conceßion zur förmlichen Buchhandlung und die Transferierung derselben an ihren Sohn Friedrich. Nachdem sie sich bereiterklärt hatte, auf die weitere Ausübung ihrer eigenen Konzession zu verzichten, erhielt schließlich Friedrich Pustet am 8. Juli 1820 eine persönliche Buchhandelskonzession und das Bürgerrecht der Stadt Passau. Gleichzeitig begann Friedrich Pustet sich verlegerisch zu betätigen. Herstellen ließ er seine Verlagstitel bei Joseph Roesl in Augsburg und Johann Esaias von Seidel in Sulzbach. Musiktitel druckte anfangs Johann Jakob Lotter in Augsburg. Am 1. Dezember 1821 wandte er sich an die Regierung des Unterdonaukreises und erhielt am 7. März 1822 die Genehmigung zur Errichtung einer eigenen Druckerei.

3   Verlagsgründung in Regensburg

Am 18. Juli 1826 stimmte der Regensburger Magistrat der Übersiedlung Friedrich Pustets zu, am 30. September erteilte er eine neue Buchhandlungskonzession; die persönliche Buchdruckerkonzession besaß Pustet bereits. Im November zeigte er die Gründung des Verlags Friedrich Pustet in Regensburg an. Gleich zu Beginn des Jahres 1827 betätigte er sich als Musikalienhändler. Spätestens im Sommer desselben Jahres bestand auch bereits sein Musikverlag. Denn am 3. August 1827 zeigte der Münchener Musikalienhändler Falter & Sohn die Missa de Requiem op. 10 von Wolfgang Joseph Emmerig an, die bei Pustet erschienen war.

Am 28. Juni 1830 heiratete Friedrich Pustet Theresia Johanna von Schmid, die Tochter eines königlichen Beamten aus München, die zehn Kinder zur Welt bringen sollte.

4   Publikationen und Fortführung des Verlags

Die beginnende Entwicklung des Verlages ließ eine klare Richtung erkennen mit einem Schwerpunkt auf theologischen Werken, sie umfasste aber auch philosophische, philologische, juristische, geschichtliche, naturwissenschaftliche, militärische und belletristische Werke. Im Jahre 1833 richtete Pustet auch eine eigene Druckerei mit einer der ersten Schnellpressen ein. Praktische Überlegungen veranlassten ihn 1836 darüber hinaus zur Aufnahme einer eigenen Papierherstellung bei Alling.

Besondere Bedeutung kommt in der Geschichte des Verlages Friedrich Pustet dem Jahr 1845 zu. In jenem Jahr erschien bei Pustet das erste Missale. Am 21. Mai 1846 erhielt es die Approbation des Regensburger Bischofs Valentin von Riedel. Als zukunftsweisend für die Entwicklung des Verlages erwies sich darüber hinaus die Publikation von Carl Proskes Musica Divina, die 1853 mit dem ersten Band einsetzte. Bischof Valentin von Riedel hatte den Anstoß dazu gegeben.

Im Jahre 1860 übergab Friedrich Pustet seinen Verlag an seinen Sohn Friedrich (II), am 12. November 1876 konnte er auf fünfzig Jahre Firmengeschichte in Regensburg zurückblicken, und 1880 feierte er die Goldene Hochzeit. Er starb am 6. März 1882.

5   Literatur

Denk, Friedrich Pustet, Vater und Sohn. Zwei Lebensbilder, zugleich eine Geschichte des Hauses Pustet, Regensburg 1904.
Hanns Bohatta, Liturgische Drucke und liturgische Drucker. Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Verlages Friedrich Pustet, Regensburg 1926.
Friedrich Pustet, Festbericht über das hundertjährige Jubiläum der Gründungdes Verlags Friedrich Pustet in Regensburg am 13. November 1926, Regensburg 1926.
Thomas Emmerig, Regensburger Verlagsbuchhandlungen als Musikverlage (1750-1850) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Musikverlagswesens 1), Tutzing 2000, S. 155-199.
[Elisabeth Pustet], Pustet in Regensburg. Eine kleine Chronik, [Regensburg 1998].