Bremer 1/1882

Senffl oder Senfel, Ludwig, * zwischen 1480-90 zu Basel oder Zürich, einer der bedeutendsten deutschen Vocalcomponisten des 16. Jahrhunderts; erhielt als Chorknabe der kaiserlichen Kapelle in Wien seine Ausbildung von dem berühmten H. Isaak (s. d.), wurde dann Sopranist in der Kapelle Kaiser Maximilians, trat nach dem Tode seines Herrn als Vorsänger in die Dienste Herzogs Wilhelm von Baiern, der gute Musiker an seinen Hof zog, und blieb wahrscheinlich bis an sein Lebensende in München. S. + um 1555. - S.s Compositionen, meist in größern Sammlungen erschienen oder als Manuscripte auf der königlichen Bibliothek in München befindlich, bestehen aus: mehrstimmigen Liedern, Gesängen, Motetten, Magnificaten, Psalmen (in den Sammlungen von Ott und Forster), Messen, Intraden, Sequenzen, Kirchenmusiken auf hohe Feste etc. - Trotz aller Künsteleien im Stile der Niederländischen Schule, die um diese Zeit herrschend war, klingt ein naiver, inniger, tieffrommer Zug aus jeden der zahlreichen Gesänge S.s, weshalb auch Luther mit hoher Freude von ihm spricht. Das erwachende Volkslied, das S. häufig contrapunktisch behandelt, gab seinen Werken besonders die Frische und Gewalt des Ausdrucks, die bereits an eine neue Zeit erinnert. Mit Recht gehört daher S., wiewohl er Katholik war, zu den Vorgtängern der tiefdeutschen protestantischen Richtung, die in der Kirchnmusik Händels und Bachs den gewaltigsten Ausdruck fand.