Fiedler 1/1924

Umlauf, Karl Fr. Jos., * 19.9.1824 in Baden bei Wien, + 13.2.1902 in Wien. Anfangs zur Oekonomie bestimmt, widmete er sich nach dem Tode seines Vaters ganz der Zither. Er gebrauchte zuerst die damals allgemein eingeführte Petzmayer - Zither, ließ sich aber bald bei dem Zithermacher A. Stadelhof ein größeres Instrument mit einem viersaitigen, mit chromatischen Bünden versehenen Griffbrett machen. Hierauf nahm er, von dem Instrumentenfabrikanten Anton Kiendl darauf aufmerksam gemacht, die Weigelsche Stimmung an, gab aber dann den Anlass zur Einführung der sogen. steyrischen G - Saite auf dem Griffbrett statt der zweiten A - Hilfssaite und vermehrte die Freisaiten durch die hohe As - Saite; er wurde so der Schöpfer der Wiener Zither. Im Jahre 1854 erschien seine Zitherschule, die viele Auflagen erlebte (bis 1887 waren 27000 Exemplare abgesetzt), und 1880 seine Streichzitherschule; von seinem "Salon - Album für Zitherspieler" hat er 37 Jahrgänge herausgegeben. U. war einer der ersten, welcher für die Zither entsprechende Musikstücke schrieb und veröffentlichte und durch seine Konzerte in Wien (deren erstes er am 1.1.1856 gab) und seine literarische Tätigkeit hat er wesentlich zur Einführung und Verbreitung der Zither beigetragen. Nicht nur in Oesterreich, sondern auch in Deutschland und Amerika wurden seine Kompositionen sehr viel gespielt. Sein mit starrem Eigensinn geführter Kampf gegen lückenlose Quartquintstimmung unserer deutschen Zither hat seiner Popularität Eintrag getan. Er hatte es in der Hand, in der Besaitungsfrage eine Einigkeit zu schaffen; statt dessen hat er die Kluft erweitert und bewirkt, dass jetzt die Zitherspieler Deutschlands und Oesterreichs getrennt marschieren.