Bremer 1/1882

Vogler, Abt, Georg Joseph, * den 15. Juni 1749 zu Würzburg (Baiern), ausgezeichneter Theoretiker, Orgelvirtuos und Componist; bildete sich autodidactisch auf verschiedenen Instrumenten aus, machte wissenschaftliche Studien in den Jesuitenschulen zu Würzburg und Bamberg, kam 1771 nach Mannheim, wo er seine ersten Compostionen veröffentlichte und vom Churfürsten v. d. Pfalz ein Stipendium erhielt, um bei dem berühmten Pater Martini in Bologna sich in der Theorie weiterbilden zu können. Jedoch nur kurze Zeit genoß er dessen Unterricht, ebenso denjenigen Valottis in Padua in Padua. Nachdem V. in Rom die geistlichen Weihen erhalten, Kämmerer und Ritter vom goldenen Sporn geworden, kehrte er nach Mannheim zurück, wo er die Hofkapellmeisterstelle erhielt, auch eine Tonschule gründete, in welcher er nach sehr vereinfachtem Systeme unterrichtete. Von München aus, wohin V. 1779 mit dem Hofe gegangen war, unternahm er große Reisen durch ganz Europa, ließ sich in Paris, London, Amsterdam u. auch als Orgelspieler auf einer von ihm erfundenen, vereinfachten Orgel (Orchestrion genannt) hören, besuchte Griechenland, Spanien, den Orient, traf hierauf als Hofkapellmeister in die Dienste des Königs von Schweden, gründete auch in Stockholm eine Tonschule, die er bis 1799 leitete, 1800 kehrte V. nach Deutschland zurück, trat in Berlin mit Beifall als Orgelspieler auf, hielt dann in Prag Vorlesungen, und ließ sich 1807 in Darmstadt nieder, wo er zum Hofkapellmeister und geistlichen Rathe ernannt wurde, und viele seiner dramatischen und kirchlichen Werke schrieb. Zugleich gründete er hier eine neue, 3. Tonschule, in welcher 2 der größten deutschen Meister: C. M. v. Weber und G. Meyerbeer ihre Ausbildung erhielten, - ein Ereignis, in Folge dessen V.s Name für immer in der Geschichte der deutschen Musik genannt sein wird, während seine sonstige Wirksamkeit heute vergessen ist. Nachdem V. wieder längere Reisen unternommen, + er den 6. Mai 1814 zu Darmstadt. - V.s zahlreiche Arbeiten bestehen aus: Psalmen, Hymnen, Motetten, 1 schönen Requiem, Clavier- und Orgelstücken, Orchesterwerken, Opern (die besten: "Gustav Adolf, "Castor und Pllux", "Hermann von Unna", "Samori",1804 in Wien aufgeführt), Symphonien, Quartetten u. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe theoretischer Arbeiten über Gesang, Harmonielehre ("Tonwissenschaft und Tonsetzkunst" 1776), Akustik u. - Erwähnt sei noch, daß V. in seinen Orgelconcerten bestimmte Vorwürfe (z.B. "Das jüngste Gericht", "Der Einsturz der Mauern von Jericho", eine "Seeschlacht" u.) ganz wie unsere heutige Programm-Musik (s.d.) festbegrenzt und möglichst sinnfällig darzustellen strebte.